Vor 80 Jahren: Der Schwur von Buchenwald – Ein Vermächtnis

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Kategorie: Inland
Veröffentlicht am Samstag, 19. April 2025 01:00
Geschrieben von estro
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Am 19. April 1945, nur Tage nach der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald, erhoben die überlebenden Häftlinge ihre Stimmen, um der Welt eine unmißverständliche Botschaft zu hinterlassen: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg! Der Schwur von Buchenwald ist mehr als ein historisches Dokument – er ist ein Appell an die Menschlichkeit, ein Versprechen der Überlebenden, für eine gerechte und friedvolle Welt zu kämpfen.

Mit den Worten „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung“ übernahmen sie nicht nur Verantwortung für die Vergangenheit, sondern übergaben uns eine bleibende Aufgabe: Wachsam zu sein gegen Hass, Diskriminierung und Gewalt. In einer Zeit, in der Antisemitismus, Rassismus und faschistische Ideologien wieder erstarken, ist dieser Schwur ein Aufruf an jede Generation, für Antifaschismis, Demokratie, Menschenrechte und Solidarität einzustehen.

Heute liegt es an uns, dieses Vermächtnis lebendig zu halten – durch Erinnerung, durch Engagement und durch den entschlossenen Widerstand gegen jede Form von Unrecht. Denn wie die Überlebenden von Buchenwald einst sagten: „Der Kampf geht weiter, bis auch der letzte Schuldige gerichtet ist.“

Nachfolgend der Schwur von Buchenwald im vollen Wortlaut, vorgetragen am 19. April 1945 von dem kommunistischen Häftling und Widerstandskämpfer Hans Eiden:

Kameraden! Wir Buchenwalder Antifaschisten sind heute angetreten zu Ehren der in Buchenwald und seinen Außenkommandos von der Nazi-Bestie und ihren Helfershelfern ermordeten 51 000 Gefangenen!

51 000 erschossen, gehenkt, zertrampelt, erschlagen, erstickt, ersäuft, verhungert, vergiftet, abgespritzt. – 51 000 Väter, Brüder, Söhne starben einen qualvollen Tod, weil sie Kämpfer gegen das faschistische Mordregime waren. – 51 000 Mütter und Frauen und Hunderttausende Kinder klagen an!

Wir lebend Gebliebenen, wir Zeugen der nazistischen Bestialität, sahen in ohnmächtiger Wut unsere Kameraden fallen.

Wenn uns eins am Leben hielt, dann war es der Gedanke: Es kommt der Tag der Rache!

Heute sind wir frei!

Wir danken den verbündeten Armeen der Amerikaner, Engländer, Sowjets und allen Freiheitsarmeen, die uns und der gesamten Welt den Frieden und das Leben erkämpfen. Wir gedenken an dieser Stelle des großen Freundes der Antifaschisten aller Länder, eines Organisators und Initiators des Kampfes um eine neue, demokratische, friedliche Welt, F. D. Roosevelt. Ehre seinem Andenken!

Wir Buchenwalder – Russen, Franzosen, Polen, Tschechen, Slowaken und Deutsche, Spanier, Italiener und Österreicher, Belgier und Holländer, Engländer, Luxemburger, Rumänen, Jugoslawen und Ungarn – kämpften gemeinsam gegen die SS, gegen die nazistischen Verbrecher, für unsere eigene Befreiung.

Uns beseelte eine Idee: Unsere Sache ist gerecht – Der Sieg muß unser sein!

Wir führten in vielen Sprachen den gleichen harten, erbarmungslosen, opferreichen Kampf, und dieser Kampf ist noch nicht zu Ende. Noch wehen Hitlerfahnen! Noch leben die Mörder unserer Kameraden! Noch laufen unsere sadistischen Peiniger frei herum!

Wir schwören deshalb vor aller Welt auf diesem Appellplatz, an dieser Stätte des faschistischen Grauens:

Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht!

Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.

Das sind wir unseren gemordeten Kameraden und ihren Angehörigen schuldig.